Die Ethikklassen lernten viel über die sicherheitspolitische Rolle der Bundeswehr

„Herrscht in Deutschland gerade Krieg oder Frieden?“ Mit dieser spannenden Frage eröffnete Oberstleutnant Markus Denzel seine Vorträge am 5. Juli 2024 vor den Ethikklassen in der Privaten Wirtschaftsschule Merkur in Immenstadt. Zwar war allen Anwesenden natürlich sonnenklar, dass sich die Bundesrepublik auf ihrem Staatsgebiet derzeit in keinerlei kriegerischer Auseinandersetzung befindet („Schließlich gab es keine Granateneinschläge auf dem Schulweg.“), doch die Befürchtung, dass dieser Frieden bedroht ist, äußerten schon die Siebtklässler. „Von wem denn?“, wollte Denzel wissen „Von Russland“, antwortete Ismail spontan. Und seine Mitschüler pflichteten dem 13-Jährigen ausnahmslos bei – genauso wie der Oberstleutnant.

Anhand von Kampfkraftvergleichen zwischen der Nato und Russland sowie deren Fähigkeit, Panzer zu produzieren (Nato: momentan ca. 250-300 jährlich, Russland: ca. 1500 pro Jahr), veranschaulichte der Referent daraufhin, dass die russische Bedrohung ernst zu nehmen ist. Dabei betonte Denzel, dass sich Deutschland ohnehin schon in einem „hybriden Krieg“ mit feindlich gesinnten Mächten befinde. Zu dieser hybriden Kriegsführung zählen etwa Sabotageakte gegen Wirtschaftsunternehmen, Cyberangriffe auf die Infrastruktur, z.B. die Energieversorgung, oder die Verbreitung von Falschinformationen, so genannte Fake News, zu Propagandazwecken. Für all das gab der Oberstleutnant Beispiele. So sei bewiesen, dass die Russen gefälschte Berichte über ukrainische Flüchtlinge in Umlauf gebracht hätten, um dadurch die Solidarität der Deutschen mit den Ukrainern zu schwächen.

Aber Russland könnte unsere Solidarität und Unterstützung als Provokation sehen, gab Samuel aus der 10. Klasse zu Bedenken. „Ohne unsere Waffenlieferungen wäre die Ukraine längst überrannt worden“, hielt Oberstleutnant Denzel ihm entgegen. Wer völkerrechtswidrig angegriffen werde, dem müsse man einfach helfen. Allerdings stimmte er Lukas aus der 9. Klasse zu, dass er ebenfalls keine deutschen Truppen ins Kriegsgebiet schicken würde („Da wäre eine Grenze überschritten.“).

Wichtig sei aber auch, jetzt nicht in Panik aufgrund der sicherheitspolitischen Lage zu verfallen, so Oberstleutnant Denzel, wohl aber dass sich Staat und Gesellschaft auf mögliche andere Zeiten einstellen müssen. So erfuhren die Schüler vom Referenten vieles gebündelt durchaus auch kontrovers dargestellt aus erster Hand, was sie sonst möglicherweise nur zersplittert und ungeordnet aus den Medien erreicht. Bei vielen anderen Themen waren die Schüler ebenso interessiert bei der Sache und diskutierten aufmerksam mit. So wurde das Für und Wider der Wehrpflicht, möglicherweise auch einer allgemeinen Dienstpflicht für junge Menschen in Deutschland, diskutiert. Die Frage von Lukas, warum es in den letzten 100 Jahren überall Innovationen gegeben habe, nur nicht in puncto Friedenssicherung und stattdessen auf jedem Kontinent Krieg und bewaffnete Konflikte herrschen, so sein Eindruck, konnte nicht abschließend beantwortet werden. Hierüber wird gewiss noch im Ethikunterricht zu reden sein.

Eine Übung zur ABC-Abwehr erläuterte Oberstleutnant Markus Denzel bei seinem Schulbesuch an der Wirtschaftsrealschule Merkur ebenso wie die Prinzipien moderner Truppenführung und die sicherheitspolitische Strategie der „weit nach vorne geschobenen Stolpersteine“ gegen eine potenzielle Aggression aus dem Osten, was z.B. an der derzeitigen Verstärkung der deutschen Soldaten in Litauen zu sehen ist.

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